Herz Jesu
Quatember-Besinnung am
Pfingstquatembersamstag. Darf ich Ihnen da zuerst ein paar Gedanken zur
†berlegung vorsetzen Ÿber die Tatsache, dass wir in der Pfingstwoche Quatember
feiern. Erst nach dieser Einleitung mšchte ich auf das eigentliche Thema, das
ich mir fŸr heute vorgenommen hatte, eingehen.
Die Frage hat mich beschŠftigt,
warum und wieso eigentlich die Pfingstwoche, die doch eine Festoktav ist,
Quatember Woche ist.
Vielleicht erinnern Sie sich aus
der Schulzeit noch an das MerksŠtzchen, an welchem man sich merken sollte
welche vier Wochen des Jahres die Kirche als Quatember Wochen hŠlt, d.h. als
Wochen, in denen man frŸher am Mittwoch, Freitag und Samstag fastete:
ãEinkehr-WochenÒ wŸrden wir sie heute nennen im Zeichen vierteljŠhrlicher Besinnung,
im Zeichen des Erntedankes und schlie§lich im Zeichen des Gebetes der Gemeinde
fŸr die, die am Ende der Quatember Woche in der Bischofskirche geweiht werden.
Das SprŸchlein lautet: ãNach
Asche, Pfingsten, Kreuz, Luzia, gedenke, dass Quatember sei!Ò
Das will sagen, dass jedes Jahr
die Woche nach dem Aschermittwoch, die Woche nach Pfingsten, die Woche nach dem
Feste Kreuzerhšhung am 14. September und die Woche nach dem Feste der hl. Luzia
am 13. Dezember Quatember Wochen sind.
Am Zeitpunkt von FrŸhjahrs-,
Herbst- und Winterquatember ist nichts AuffŠlliges. Dagegen ist fŸr den, der
liturgisch denkt und ein wenig Ÿberlegt, eine Quatember Woche unmittelbar nach
Pfingsten eigentlich recht befremdend. Denn wie soll es zusammenpassen, dass
die Oktav eines so hohen und freudigen Festes, von dem es einst in der Schule
hie§, es sei der Mittelpunkt eines eigenen 3. Festkreises im Kirchenjahr,
zugleich eine Fastenwoche sein soll?
Das kann man nur verstehen, wenn
man versteht, wie das Pfingstfest eigentlich gedacht ist. Es schaut das
Pfingstfest nŠmlich in Wirklichkeit gar nicht vorwŠrts, sondern rŸckwŠrts: es
ist der festliche Schlusstag er fŸnfzigtŠgigen Osterfeier. Das haben wir zwar
meist nicht mehr im GefŸhl, aber so war es ursprŸnglich wirklich gedacht:
Ostern, das Fest aller Feste, das gro§e Jahresfest unserer Erlšsung sollte
nicht einen und nicht drei und nicht acht Tage, sondern fŸnfzig volle Tage
dauern, damit unser Osterjubel durch ãselige fŸnfzig TageÒ ausschwingen kšnne.
Seine Zusammenfassung und Kršnung findet der Osterjubel am 50. Tag im dankbaren
Gedenken dessen, der als eigentliches Ostergeschenk des Herrn, als kšstliche
Frucht der Erlšsung am 50. Tag nach Ostern Ÿber die JŸnger im Abendmahlssaale
kam, des Hl. Geistes. Sicher hatte unser Katechismus recht, wenn er Pfingsten
das Hochfest des Hl. Geistes nannte, aber er hŠtte hinzufŸgen sollen: Pfingsten ist das Fest des hl. Geistes,
der der Kirche als Ostergeschenk, als Frucht der Erlšsung gegeben wurde. Selbst
der Name des Pfingstfestes schaut zurŸck nach Ostern: so wie die Liturgie den
8. Tag nach einem Feiertag vom lat. Zahlwort ãder achteÒ her ãOktavÒ nennt, so
nennt sie den 50 Tag nach Ostern vom griechischen Zahlwort ãder fŸnfzigsteÒ her
Pentecoste. Daraus ist dann unser deutsches Wort Pfingsten geworden. Pfingsten
ist so gesehen der Jubeloktavtag oder die Oktav zur Potenz fŸr das Osterfest: 7
x 7!
Solange man Pfingsten in diesem
Sinn als den Abschluss und die FŸlle von Ostern verstand, dachte man nicht
daran, ihm selber noch einmal eine Oktav zu geben und erst recht wŠre niemand
auf den unhaltbaren Gedanken gekommen, dieses šsterliche Schlussfest zum
Mittelpunkt eines neuen, in sich ruhenden Festkreises zu erklŠren. Man sage
sich vielmehr: jetzt nach 50 Tagen Festfreude, in denen von Bu§e und Fasten
keine Rede war, ja in der selbst das Knien verpšnt war, nach 50 Tagen
Osterfeier, die im Pfingstfest dankbar-frohen Ausklang gefunden haben, dŸrfen
die GlŠubigen ruhig wieder spŸren, dass sie trotz allen Osterjubels selber noch
im Karfreitag stehen. So kam es, dass man unmittelbar auf Osterzeit und
Pfingstfest die Sommer-Quatember Woche mit ihrem Bu§-Fasten folgen lie§.
Die Pfingstquatembertage so
gesehen haben also nicht den Hl. Geist speziell oder die vom Hl. Geist beseelte
Kirche zum Gegenstand besonderen Besinnens, sondern wiederum Christus und zwar
insofern in ihm der Hl. Geist, die personale Liebe zwischen Vater und Sohn in
wundersamster Weise wirksam ist. Sichtbarer Ausdruck dafŸr ist aber das Herz
des Gottmenschen.
Und so mšchte ich diese
Quatember-Besinnungsstunde dazu benŸtzen, um von unserer christus-Begegnung in
der rechten Herz-Jesu-Verehrung zu Ihnen zu sprechen als Einstimmung fŸr den
beginnenden Herz-Jesu-Monat und als Anregung fŸr das, was uns die
nachpfingstliche Zeit in den aus dem Herzen Jesu stršmenden Gnaden der Kirche
und ihrer Sakramente immer wieder vor Augen stellen mšchte.
Ich hoffe, dass Ihnen diese
†berlegungen Ÿber die Herz-Jesu-Verehrung, fŸr die ein aufgeschlossener,
lebendiger Christ Sinn und VerstŠndnis haben sollte, nicht unangenehm und
unnŸtz sind. Denn die Herz-Jesu-Verehrung hŠtte gerade auch in unserer Zeit der
Auseinandersetzung mit dem materialistischen Atheismus eine ganze gro§e,
providentielle Aufgabe. Wir brauchen ja nur an die €u§erungen des Materialismus
im menschlichen Leben denken: Er entfaltet die Macht und berauscht sich an ihr
in der Diktatur, sowohl im politischen wie im kulturellen und im persšnlichen
Bereich. Um der Macht willen muss der gottlose Materialismus den Kampf lieben,
vom Klassenkampf angefangen bis zur Weltrevolution. Er hat die Macht nštig, denn er verliert
sich všllig i m Diesseits, muss er doch hier sein GlŸck suchen; es gibt ja kein
jenseitiges GlŸck fŸr den Materialisten, weil es nach ihm kein Jenseits gibt.
GegenŸber diesen Verirrungen des Denkens und Handelns steht die Denkart und
Lebensweise der echten Herz-Jesu-Fršmmigkeit als Gegenpol da: ãSieh an das Herz, das sie Menschen so
sehr geliebt hat!Ò In dieser Botschaft liegt der Satz: Gott ist, und er ist die
Liebe. Daraus ergibt sich als Lebensfaktor das Gegenteil der Macht, die Liebe
nŠmlich.
Schon allein das Wort ãHerzÒ
enthŠlt das GegenstŸck der materialistischen Haltung, ist doch die Signatur
dieser materialistischen Welt die Herzlosigkeit. Herzlos ist sie in ihren
KŠmpfen und Kriegen und Verfolgungen. Herzlos ist sie in ihrer ãKulturÒ, deren
Filme und Romane die Grausamkeit lieben. Herzlos ist sie in ihren
Persšnlichkeiten, die einfach kein Herz spŸren dŸrfen, um sich durchzusetzen.
DemgegenŸber das Herz als Mittelpunkt christlichen Lebens und christlicher
Schau! Wir haben darŸber umso mehr nachzudenken, je mehr die andere Denkart
auch uns unbewusst ergreift und in uns die Kategorien der macht und des
Diesseits, wenigsten in den verfeinerten Formen von ŸberschŠtzter Organisation
und Ÿbertriebener Naturfreudigkeit und in einer Art Amerikanismus in den
Vordergrund rŸckt. Die Herzlosigkeit materialistischer, diesseitiger Denk- und
Lebensart wirkt zerstšrend fŸr alle vom Herzen her gebildete echte
Gemeinschaft, von der Familie angefangen bis zur Kirche. Der wie eine Krankheit
grassierende materialistische Zeitgeist kennt nur schrankenlose Vermassung und
schrankenlosen Individualismus, aber nicht beseelte Gemeinschaft.
Herz-Jesu-Fršmmigkeit hingegen fŸhrt, wenn sie tief ist, zur Gemeinschaft: Denn
das von ihrer Gesinnung geformte Menschenherz muss notwendig in Liebe zum
Bruder sich šffnen. Der Wunsch des Meisters in seiner Abschiedsstunde, in der
er den Seinen sein Herz šffnete, lautete: ãUt diligatis invicem!Ò Zu zweit
schickte er sie bei der ersten Aussendung, deren Bericht bei Mt mit dem gro§en
Jubelruf des Herzens Jesu schlie§t, vor seinem Angesicht einher. In der
Gemeinsamkeit des Coenaculums lie§ er sie den Pfingstgeist, der seinem Herzen
entstammt, erwarten.
Darf ich Ihnen da zuerst nun einiges
Ÿber die Geschichte der Her-Jesu-Verehrung und Ÿber den Begriff des Herzens
Jesu vorsetzten, um Ihnen zu zeigen, wie es hier nicht um das Betrachtungsthema
fŸr ein paar fromme Frauen, sondern um etwas Zentrales unseres hl. Glaubens und
unserer ganzen Fršmmigkeitshaltung geht, das uns so nottut, wenn wir immer
wieder zu einer bewussten, ganz persšnlichen Christusbegegnung vorsto§en
wollen.
Im 1. Jahrtausend war der
Herz-Jesu-Begriff im heutigen Sinn insofern es Sitz und Symbol der
gottmenschlichen Erlšserliebe zu uns Menschen ist, unbekannt. Justinus,
Origenes, Augustinus u.a. VŠter erwŠhnen wohl das Herz des Herrn, aber nicht in
Beziehung zur Liebe. Erst als an die Stelle des Rex gloriae, der die
Fršmmigkeit seit dem 5. Jahrhundert bestimmend beeinflusste, im 12. Jahrhundert
der liebreiche, leidende Menschensohn trat, fand die betende Seele in tieferer
psychologischer Erfassung des innersten Wesens des Erlšsers den Weg zu seinem
durch Liebe und Schmerz verwundeten Herzen. WŠhrend die Herz-Jesu-Verehrung
au§erhalb des deutschen Sprachgebietes bis zum 16. Jahrhundert nur ganz
vereinzelt aufscheint, waren bereits im 12. Jahrhundert im deutschsprachigen
Raum sehr schšne Ansatzpunkte fŸr die Herz-Jesu-Verehrung vorhanden, etwa bei
Abt Gottfried von Admont (+1165), dann bei Eckbert von Schšnau und seiner
Schwester, der hl. Elisabeth von Schšnau, bei der hl. Hildegard von Bingen und
beim sel. Hermann Josef von Kšln, von dem wir das erste, Šlteste Herz-Jesu-Lied
der ganzen katholischen Welt besitzen: ãSummi Regis cor aveto, te saluto corde
laeto...Ò In der deutschen †bertragung von Alex. Baumgartner SJ lautet dieses
erste Herz-Jesu-Lied so: ãLass mich, Gottesherz, dir singen/ frohen Herzensgru§
dir bringen. Dich voll Jubel zu umfangen / sehnt mein Herz sich voll verlangen!
Lass ZwiesprachÔ halten mich mit dir. Welche Lieb hat dich bezwungen/ welcher Schmerz
hat dich durchdrungen, / als du ganz dich hast enteignet / und uns liebend
zugeneiget / dass nicht dem Tod erliegen wir! / O wie bitter, ohne Milde, war
der Tod, der herzlos wilde,/ der das Heiligtum erstrebte/ dich treffend, Herz
voll SŸ§igkeit!/ Wasche, heile und erhelle / und befruchtÔ mich mit der Quelle
/ die, der Seite einst entquollen / ward zum Strom, zum gnadenvollen,/ als dich
die Lanze hart bedrŠngt. / …ffne dich gleich einer Rose, / duftend aus dem BlŠtterscho§e/ und
vereinen meinem Herzen / dienen Duft und deine Schmerzen. / Wer liebt, was muss
der leiden nicht? / - âLebe, Lebe!Ô laut ich flehe / Meine LiebÔ ich dir
gestehe, / s٤es Herz! Zu meinem wende dich, dass dir es ganz sich spende./ Dir
zugetan mit treuer Brust!/ - O Herzensrose, lieblich breite / deinen Duft in
NŠhÔ und Weite, / šffne dich mit zarten SchwingenÔ. Lass zu mir den Balsam
dringen,/ dass auch mein Herz sich dran erfreuÔ! – Zieh mein Herz zu
deinem Herzen, / dass geheilt in Reueschmerzen, / es nicht bleibÔ in ferner
Weite; schlie§ es ein in deine Seite, / dass es in dir sich finde neu!/ Lass es
ruhen da und weilen. / Sieh, es mšchteÔ dein Leben teilen; glŸhend will es dich
empfinden, will zu dir den Eingang finden, dass liebevoll ich denke dein! - /
Du, die Seligkeit der Deinen, lass auch mich dir ganz vereinen, / lass mich
eingehn in dein Leben, / wolle nicht mir widerstreben. / O schlie§e in dein
Herz mich ein!Ò
Zentrum der Herz-Jesu-Verehrung
im deutschen MA wurde dann die Zisterzienserinnen-Abtei Helfta, wo sie in
Mechthild von Magdeburg, der sel. Mechthild von Hackeborn und der hl. Gertrud
begeisterte Vertreterinnen fand. Alle deutschen Mystiker der folgenden Zeit,
Eckehard, Tauler, Heinrich Seuse, Ruysbroek, Thomas von Kempen, Dionysius der
KartŠuser, Berthold von Regensburg usw. haben irgendwie die Herz-Jesu-Verehrung
gefšrdert.
Im 16. Jahrhundert beginnt die
altdeutsche Herz-Jesu-Verehrung ihr Apostolat im In- und Ausland durch
Drucklegung und †bersetzung der deutschen Mystiker. Am meisten wirkten auf
diese Weise die hl. Mechthild von Hackeborn und die hl. Gertrud nach. Durch
diese beeinflusst verbreitete in Frankreich dann der hl. Johannes Eudes die
Andacht zum Herzen Jesu und zum Herzen Mariae. Er erhielt 1648 die bischšfliche
Erlaubnis zur Feier des Herz-Jesu-Festes und leitete damit den šffentlichen
Herz-Jesu-Kult ein. Johannes Eudes ist wirklich der Prophet des Herzens, wie
ihn die Wienerin Oda Schneider in ihrem gleichnamigen Buch genannt hat.
Freilich, die moderne
Herz-Jesu-Verehrung verdankt dann ihre Entstehung den Offenbarungen der hl.
Margarethe Maria Alacoque. Der Herr zeigte ihr wiederholt in den Jahren 1673-75
sein Herz, das ãdie Menschen so sehr geliebt hat und mit Undank dafŸr belohnt
wird.Ò UnterstŸtzt durch ihren SeelenfŸhrer, den seligen Jesuiten Claudius Colombiere,
sollten die Gedanken der Heiligen verbreitet und offiziell gutgehei§en werden.
Aber die BemŸhungen in Rom um ein Festofficium fŸr das Herz-Jesu-Fest im Sinne
der hl. Margarethe Maria A. blieben sowohl 1697 als auch 1726-29 erfolglos. Mit
kirchlicher Erlaubnis entstanden inzwischen freilich 1000
Herz-Jesu-Bruderschaften, 1765 gestattete dann Klemens XIII den Bischšfen
Polens das Herz-Jesu-Fest mit Messe und Officium. Bald wurde es dann fast
allgemein gefeiert. Gleichzeitig aber setzte der heftigste Kampf gegen die
Herz-Jesu-Verehrung vonseiten der Jansenisten ein. – Pius IX. erhob das
Herz-Jesu-Fest 1856 zu einem Fest der gesamten Kirche, Papst Leo XIII. weihte
an der Jahrhundertwende 1900 die ganze Welt dem heiligsten Herzen Jesu und
erhob 1889 das Fest in den Rang eines festum duplex I. cl. Pius XI. gab ihm
1928 eine privilegierte Oktav, neue Messe, neues Officium und ein šffentlich zu
verrichtendes SŸhnegebet. Pius XII. aber erinnerte in seiner ersten Enz. ãSummi
pontificatusÒ an die weltweihe an das heiligste Herz Jesu durch Leo XIII. und
sagte: ãAus der Verbreitung und Vertiefung der Andacht zum gšttlichen
Erlšserherzen, die in der Weihe des Menschengeschlechtes an der
Jahrhundertwende... ihre erhebende Kršnung fand, ist unsagbarer Segen erflossen
fŸr ungezŠhlte Seelen- ein starker Lebensstrom, der die Stadt Gottes mit Freude
erfŸllt.Ò
So viel kurz Ÿber die Geschichte
der Herz-Jesu-Verehrung, die sich langsam, aber mŠchtig und stark im Laufe der
letzten Jahrhunderte, zuerst unter stillschweigender Guthei§ung der Kirche,
dann unter ihrer ausdrŸcklichen Genehmigung und Fšrderung durchgesetzt hat,
trotz der vielen Hindernisse, die ihr auf Grund unbegrŸndeter Bedenken von
gegnerischer Seite, bes. vonseiten des Jansenismus, Protestantismus und des
Josephinismus entgegengestellt wurden. Und wenn man der Herz-Jesu-Verehrung
vorwarf, dass ihre Grundlagen die ãVisionen einer franzšsischen NonneÒ bilden, so
ist das všllig danebengegriffen, denn die Visionen der hl. M.M.A. waren nur der
Anlass zur Einsetzung des Herz-Jesu-Festes und zur Verbreitung der Andacht, die
Grundlagen der Herz-Jesu-Verehrung aber sind dogmatische Wahrheiten Ÿber den
Gottmenschen Jesus Christus. Und die Herz-Jesu-Verehrung als ãfranzšsische AndachtÒ
abzutun, ist ebenso lŠcherlich, weil sie jahrhundertelang zuvor in Deutschland
verbreitet war. Die Herz-Jesu-Verehrung ist eine durch und durch christliche
Andacht, die manche Protestanten aus dem deutschen MA Ÿbernommen haben, z.B. Paul
Gerhart (+1676), Karl Phil. Spitta (Psalter und Harfe, 1833). Genau so
lŠcherlich ist der Einwand, die Herz-Jesu-Verehrung sei eine recht
ãmaterialistischeÒ Andacht, denn das Herz Jesu ist ja nicht als tote Reliquie
Gegenstand der Verehrung, sondern letztlich ist Gegenstand dieser Fršmmigkeitsform
Christus, der Erlšser selbst, dessen gottmenschliche Liebe sich symbolisch
sichtbar in seinem lebenden, mit der Gottheit verbundenen Herzen darstellt.
Wir nehmen ja das Wort ãHerzÒ
ganz im Sinn der biblischen Sprechweise und im Sinn der Sprechweise des Volkes
fŸr die ganze innere Gesinnung und fŸr das ganze sittlich-ethische Innenleben.
Auf Christus angewandt hei§t dies: der Ausdruck Herz Jesu bedeutet das gesamte
Innenleben des Gottmenschen Jesus Christus! Dabei ist zu beachten, dass es sich
hier nicht blo§ um das rein menschliche, sondern um das gottmenschliche
sittliche Innenleben Jesu handelt. Wir verehren also das gottmenschliche Herz
mit allen rein menschlichen KrŠften des Verstandes. Des Willens, des GemŸtes,
die in Christus so reich und tief, aber auch so wunderbar geordnet waren in
ungestšrter Harmonie und všlliger Freiheit von jenen Stšrungen und Hemmungen,
mit denen wir meist zu kŠmpfen und zu ringen haben. Dazu kommt dann weiter der
ganze seelische Reichtum Jesu, von der herrlichen Gnadenausstattung angefangen,
mit der FŸlle der heiligmachenden Gnade, mit der ganzen Klarheit und weite
ŸbernatŸrlicher Erkenntnis, mit der Glut der Gottesliebe, mit der všlligen UnberŸhrtheit
von jeder SŸnde. Dass in diesem weiten Umfang, mit dem hier das Wort Herz in
der Herz-Jesu-Verehrung zu nehmen ist, auch das leibliche Herz in seiner
physisch-psychischen Einflussnahme auf das seelische Innenleben nicht
ausgeschlossen wird, ist klar: Am Schlag des leiblichen Herzens hing ja das
irdische Leben Christi; das Herz ward in Mitleidenschaft gezogen bei den
tiefgehenden Erlebnissen seiner Seele, sei es im Augenblick jubelnder Freude,
sei es in Stunden banger GedrŸcktheit und Todesangst. Sodann ist dieses Herz
die Quelle des Blutes, das Christus, der Hohepriester, vergossen hat bis zur
letzten Hingabe in der Durchbohrung des Herzens, sodass das Herz gleichsam den
innersten und edelsten Kern der sichtbaren Opfergabe am Kreuze bildete. †berdies
ist dann noch in diesem gro§en, weiten Umfang, wie der Begriff des Herzens Jesu
zu nehmen ist, auch noch das gesamte Tugendleben Christi einzubeziehen, also
die Gesinnungen Jesu gegen uns Menschen und auch gegen seinen himmlischen Vater
in Fršmmigkeit und Liebe und gehorsam bis in den Tod: Diese wunderbare Welt von
Liebe, Gehorsam, Hingabe, Treue, Bereitschaft und Tat, die er da in seiner
gottmenschlichen Seele trug, das ist das Herz Jesu. Diese Gesinnung, dieses
ãHerzÒ, das ist wahrlich nichts SŸ§liches, Weinerliches, SchwŠchliches,
Jammerndes, sondern etwas Starkes, Heldenhaftes, voll von dem Stolz einer Welt
und Tod Ÿberwindenden Tat, voll von Ernst und MŠnnlichkeit und zugleich weit
und aufgeschlossen, so hingebend und zart, wie nur je ein ganz gŸtiges Wesen
sein kann.
Die ZeitgemŠ§heit und
†berzeitlichkeit der anscheinend Ÿberholten und vielfach vergessenen
Herz-Jesu-Verehrung lŠsst sich am besten in dem Augustinuswort zusammenfassen,
das ein deutscher Bischof (der von EichstŠtt) sich zum Wahlspruch gewŠhlt hat:
ãRedeamus ad Cor, ut inveniamus Eum!Ò Alle priesterliche Arbeit und alle kath.
Aktion muss geprŠgt sein vom Ursprung, vom Herzen. Dann werden wir Ihn,
Christus, finden, und die Welt wird Ihn in uns erkennen.
An drei Anrufungen aus der
Herz-Jesu-Litanei mšchte ich Ihnen jetzt noch den tiefen Sinn und Inhalt der
Herz-Jesu-Verehrung aufzeigen und Ihnen klarmachen, wie es hier um eine ganz
beglŸckend schšne Christusbegegnung geht, die immer wieder zur persšnlichen Verinnerlichung
und Vertiefung aufruft, aus der OberflŠche in die Tiefe, und die doch immer
wieder auch zur Tat aufruft, um diesem Herzen, das der Quellpunkt und Brennpunkt des ganzen kirchlichen
Lebens ist, die Menschenherzen zu erobern.
Sie wissen, dass die
Herz-Jesu-Litanei, die vor 50 Jahren ihre Approbation durch Leo XIII. erhielt
und fŸr den šffentlichen Gebrauch in der ganzen Weltkirche gutgehei§en wurde,
33 Anrufungen enthŠlt, wohl in symbolischer Anlehnung an die 33 Jahre des
Erdenlebens unseres Herrn und Heiland Jesus Christus.
Wem gehšrt dieses Herz? Ist es das Herz irgendeines aus der zahllosen Schar
der Menschen, die Ÿber diese Erde gingen, in deren Brust stŸrmisch
Predigtfortsetzung
und –ende nicht vorhanden